21. November 2016

Andacht

Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen. Ps 130,6

Wer schon einmal eine Nacht durchwachen musste, der kennt den gefürchteten Nullpunkt. Dann, wenn die Uhr scheinbar nicht vorangehen will und alle Kraft aus dem Körper gewichen ist. Du Verstandesmäßig weist, dass du wach bleiben musst, deine Glieder und dein Kopf dir aber nur noch Ruhe und Schlafen signalisieren. Völlig am Ende sehnst du deine Ablösung herbei und hoffst dass bald die Nachtschicht herum ist. Vielleicht hast du das schon in deinen Nachdiensten auf Arbeit oder bei einem kränkelnden Kind erlebt. Vielleicht bist aber auch selbst der Auslöser? Du versuchst einzuschlafen, aber deine Gedanken kreisen noch immer im Kopf und fahren Achterbahn. Du quälst dich durch die nicht vergehen wollenden Nachtstunden und dir ist klar, dass du morgen aber fit sein musst. Geschehenes und Bilder kommen immer wieder innerlich hoch, die dich fertig machen. Ausgesprochenes, was nicht hätte sein sollen. Unausgesprochenes, was so wichtig gewesen wäre. Etwas, was du getan hast und nun aber bereust. Deine Schuld steht dir vor Augen und macht dir Sorgen. Im Blick auf Gott erschrickst du. Hat er auch gesehen, was du getan hast? Wenn er all die Punkte anrechnen wollte, dann hättest du verloren. Ja, wer könnte dann überhaupt vor ihm bestehen? – Psalm 130 ist ein Wallfahrtslied, dass die Pilger auf den Weg in das Heiligtum nach Jerusalem gesungen haben. Vielleicht hatten sie auch vor dem großen Festgottesdienst ähnliche Gedanken über ihre Verfehlungen? Wie stehe ich gleich da im Tempel vor dem Angesicht Gottes? Wird er mir vergeben? – Im Text kommt es hier zu einer Wende. Im Blick auf die eigenen Sünden erinnert sich der Beter an Gottes große Vergebungsbereitschaft. ER schenkt Gnade, ja ER will uns erlösen. So sehnt sich der Pilger schon jetzt nach der barmherzigen Begegnung mit seinem Herrn. Er erwartet sehnsüchtig seine Erlösung, so wie die Nachtschicht ihre Ablösung oder der Nachtwächter das Ende seines Dienstes mit dem anbrechenden Morgen. – Der Pilger bereitet sich auf die Begegnung vor dem Altar Gottes vor. Die Parallelstelle aus dem NT (Lk 12,35f.) fordert uns ebenfalls auf bereit und wach zu sein, wenn unser Herr kommt. Die begonnene Adventszeit nimmt uns auf den Weg mit hin zur Krippe am Weihnachtsfest. Wir dürfen uns Vorbereiten auf das große Fest der Feste. Dabei sollten wir nicht nur an das schöne Schmücken der Wohnung, das Einpacken der Geschenke und den Einkauf des Bratens denken. Auch unser Innerstes sollte sich auf das Kommen unseres Herrn vorbreiten. In Anbetracht unserer Fehler und manchen Nichtgerechtwerdens dürfen wir wissen, dass ER sich selbst um die Sache kümmert. Nicht wir müssen vor ihm gerecht werden, sondern ER macht uns durch seinen Sohn Jesus gerecht. Gott ist auf den Weg und kommt uns auch heute noch entgegen. Kannst du auch kaum erwarten dieses frohmachende und erlösende Ereignis zu feiern?

Erstellt von Daniel Dressel am 21.11.2016 um 17:42 Uhr.